16.9.20 Norderney
Jetzt sind wir schon 10 Tage in heimischen Gewässern unterwegs.
Wie geplant sind wir am Donnerstag (10.9.) von Wackerballig aus bis zur Schleuse Kiel-Holtenau gesegelt. Da in der Woche die diesjährige Kieler Woche standfindet, sind im Bereich der Außenförde viele Regatten am Start. Um das eine oder andere Regattafeld müssen wir herumsegeln.

Auch sonst ist viel Betriebsamkeit auf dem Wasser rund um Kiel. Uns zieht es weiter, obwohl wir eine Einladung von Tim&Martin (SY Die Dicke) zum Grillen in Kiel haben. Sorry.
Nach einer längeren Wartepause vor der Schleuse werden wir zusammen mit zwei großen Frachtern in den NOK geschleust. Da Segelschiffe nur bei Taglicht auf dem Kanal fahren dürfen, steuern wir die Liegestelle Flemhuder See, ca. 5sm von den Schleusen entfernt, an und machen dort gegen 19 Uhr für die Nacht fest.


Tagsdrauf legen wir die Strecke bis Brunsbüttel zurück. Im Vergleich zur Hinreise Ende Mai ist nun wesentlich mehr Berufsschifffahrt auf dem Kanal unterwegs und auch die Freitzeitskipper, zu denen wir gehören, sind zahlreich vertreten. In Brunsbüttel machen wir im kleinen Kanalhafen, direkt neben dem Schleusentor fest. Spektakulärer Platz, wenn so ein großes Containerschiff ganz langsam und nur wenige Meter entfernt sich aus der Schleuse bewegt.
Samstagmorgen (12.9.), bevor wir uns aufmachen Richtung Cuxhaven, fährt ein U-Boot in die große Schleusenkammer ein. Mal was anderes.


Die Fahrt elbabwärts von Brunsbüttel bis Cuxhaven ist am angenehmsten, wenn mit ablaufenden Wasser, d.h. nach Hochwasser und unter Berücksichtigung des kenternden Elbstroms (ca. +1,5h), gestartet wird. Als dann die ersten Segler Richtung „kleine“ Schleuse aufbrechen, beeilen wir uns und kaum sind wir in der Schleusenkammer, wird das Tor geschlossen. Punktlandung. Schon 15 Min. später haben wir Elbwasser unter dem Kiel.
Es ist diesig und der Wind weht mit gut 5Bft fast gegenan. Wir motoren die ca. 17sm bis Cuxhaven. Wind gegen Welle, das ist ein ruppiger Ritt. Einige wenige Segler kreuzen das Fahrwasser hoch, dabei wohl immer die großen Pötte im Blick. Gegen 13 Uhr machen wir im Yachthafen des SVC fest. In diesem Hafen waren wir auch auf der Hinreise. Wir legen einen Hafentag ein und nutzen das schöne Wetter, um mit unseren Rädern nach Duhnen/Döse zum Strand zu fahren (hier wird überall Strand-Eintrittsgeld verlangt), sowie das Pier Steubenhöft (ehemalige Anlegestelle für Schiffe nach Amerika) zu besichtigen.

Montag (14.9.) beginnt dann ein Nachttörn bis Norderney. Es sind ca. 70sm zurückzulegen. Dabei berücksichtigen wir sowohl, dass wir auf der Elbe den Strom mit uns haben, die Weser/Jade Fahrwasser möglichst noch bei Tageslicht queren und in das Fahrwasser bei Norderney (über das Dovetief) bei Tageslicht einfahren.
Das Resultat: eine absolute slow-motion Fahrt. Bis zur Wesermündung herrscht Windflaute, weshalb wir die Strecke bis dahin unter Maschine zurücklegen. Wir sind schon davon ausgegangen, dass auch der Rest des Weges motort werden muss, um überhaupt von A nach B zu kommen. Doch es setzt eine leichte Brise aus Nord ein. Genug, um gerade noch mit Genua zu segeln.
Welch Ruhe, der Motor ist aus. Mit 2kn Fahrt folgen wir unserer Route. Ziel ist es, gegen 7 Uhr am Dienstagmorgen (15.9.) die Ansteuerungstonne Dovetief zu erreichen – dann ist einlaufendes Wasser und zudem das unbeleuchtete Fahrwasser gut zu erkennen. Es bleibt viel Zeit für 26sm. Somit besteht keinerlei Grund schneller zu werden. Als wir wegen der Strömung an 3kn Fahrt (über Grund) kommen, verkleinern wir sogar die Genua, um langsamer zu werden.
Eine völlig entspannte Nacht mit Sternenhimmel, einigen Sternschnuppen und dazu 17°C warm. Im 2 Stundenrythmus wechseln wir uns in der Wache ab. Bei meiner Wache gegen 4 Uhr nehme ich ein deutliches schnaubendes Geräusch hinterm Schiff wahr. Es dauert eine Weile, bis ich mit Hilfe der Stirnlampe einen großen silbrigfarbenen Seehund, lang ausgestreckt und die Augen auf das Schiff gerichtet, sehe. Er folgt ein Weile, weiterhin neugierig schauend, und entschwindet dann langsam in der Dunkelheit.


Der Plan geht auf, wir umrunden die Westhuk von Norderney und legen im Yachthafen um 8:15 Uhr an. Für die zurückgelegten 66sm haben wir uns somit 21 Std. Zeit gelassen 🙂
Wir frühstücken und holen dann erst einmal Schlaf nach, bevor am Nachmittag eine erste Erkundung des Nahbereiches per Rad ansteht. Strandpromenade, Bierchen bei der Milchbar.
Abends grillen wir am Hafen und genießen den Ausblick aus einem Strandkorb heraus. Himmlisch! Sommer im September!

